DLW, ehemalige Deutsche Linoleum-Werke Maximiliansau AG

- geschichtlicher Hintergrund



Neben dem Holzhof „Schenck AG“ und der „Glashütte“ war die Linol, wie sie im Volksmund genannt wurde, die bedeutendste Industrie in Maximiliansau und der Arbeitgeber schlecht hin. Annähernd 1000 Arbeiter und Angestellte waren 1964 beschäftigt (über ein Viertel davon aus Maximiliansau). Als weitaus größter Steuerzahler machte die DLW unsere Gemeinde zu einer der steuerkräftigsten imLandkreis.

"Ohne diese Steuerquelle (Gewerbesteuer) wäre unsere Gemeinde niemals im Stande gewesen, in den Jahren nach 1950 die wohltätigen Neuerungen wie Wasserleitung, Kanalisation, Straßenbau, Kläranlagen, Schulhausneubau so rasch durchzuführen"
Maximiliansau im Wandel der Zeiten 1975

Die Linoleumfabrik Maximiliansau AG wurde 1891 (1893 laut der Armstong DLW AG) auf dem ehemaligen Gelände der Zuckerfabrik Waghäusel gegründet und brannte 1894 gleich ab. Bis 1896 wurde die Fabrik dann in vergößerter Form wieder aufgebaut.

DLW vor 1906 - Blickrichtung Süd-Ost
Ausschnitt Postkarte No 1319 Kunst- und Verlagsanstalt W.Oelgärtner, München
Verwendung mit freundlicher Genehmigung des ehemaligen Alleinverlages von Jos.Beck, Maximiliansau

Das Hauptprodukt Linoleum fand guten Absatz im Reich und wurde als „Maximiliansauer Linoleum“ bald zum begehrten Artikel im In- und Ausland. Dafür sorgten 1927-29 über 500 Mitarbeiter.

1929 kaufte die Linoleumfabrik Bietigheim das gesamte Werk auf und legte es 1930 im Zuge der Rationalisierung still. Auf Drängen der Regierung lief die Produktion 1933 mit 120 Leuten wieder an. Neben Linoleum wurde nun auch Stragula hergestellt.

Am 13.01.1945 beim Angriff auf die Rheinbrücke wurde die Fabrik schwer beschädigt und teilweise auch zerstört. Nach dem Wiederaufbau beschränkte sich die Produktion dann auf Stragula und Bodenfliesen aus Kunststoff.

DLW Mitte 1950-er Jahre - Blickrichtung Nord-West
"Im Land am Neckar", DLW AG Bietigheim ohne Ausgabedatum (Foto: Aero-Lux)
Foto verwendet mit freundlicher Genehmigung der Armstrong DLW AG vom 04.04.2005

Der Vollständigkeit wegen soll an dieser Stelle erwähnt werden, daß 1950 mit großzügiger Unterstützung der "Deutschen Linoleum-Werke" die Glashütte als Nachfolger der "Lausitzer Glasghüttenwerke" in Kunzendorf gegründet wurde. Die "Glashütte Rheinlandpfalz" fand Ihrer Anfang in den Räumlichkeiten der DLW und produzierte hier während der nächsten acht Jahre.

DLW um 1965 - Blickrichtung Nord-West
"Im Land am Neckar" Auflage 1968, DLW AG Bietigheim (Foto: Albrecht Brugger)
Foto verwendet mit freundlicher Genehmigung der Armstrong DLW AG vom 04.04.2005

Ab 1965 wurde die Zahl der Beschäftigten dann reduziert und schrumpfte bis 1968 von knapp 1000 auf 340. Endgültig geschlossen wurde das Werk dann 1976/77. Die folgenden 30 Jahre vergingen und die Industrieanlage blieb sich selbst überlassen. 2004 begann der Abriß und 2006 erinnert nichts mehr an die Vergangenheit. Das riesige Gelände ist "leergefegt".

DLW-Gelände 31.08.2006 - Blickrichtung Nord-West
© Fly-Foto.de mit freundlicher Genehmigung von Herrn Werner Riehm aus Kandel


Steckbrief
1891 oder 1893 gründet der Ingenieur Brucker auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik eine Linoleumfabrik.
Diese wird durch einen Brand im Jahre 1894 zerstört und in den Jahren 1894 - 95 wiederaufgebaut. (1)

Mindestens seit 1905 wird die Fabrik als "Adlerwerke" benannt. (3)

1909 beschäftigt die Fabrik 170 Arbeiter und Angestellte, 1927 sind es bereits 500.  (1)

1925 fiel die ganze Uni-(Linoleum-)Abteilung einer Feuersbrunst zum Opfer; die konkurrierende Delmenhorster Linoleumfabrik half mit Waren aus, damit die Maximiliansauer Kundschaft zufrieden gestellt werden konnte.

1926 erfolgte der Zusammenschluß der Adlerwerke mit den Linoleumwerken in Delmenhorst ("Hansa", "Anker" und "Schlüssel") und in Bietigheim ("Germania") zur Deutschen Linoleumwerke Aktiengesellschaft mit Sitz in Berlin.

1929 erfolgte die Verlegung des Sitzes nach Bietigheim. Aufgrund der damaligen schlechten Weltwirtschaftslage erfolgte zum 31.12.1931 die Stilllegung des Werkes. Auf Betreiben der Regierung wurde 1933 mit 120 Arbeitern und Angestellten die Produktion wieder aufgenommen. Zusätzlich zum Linoleum wurde noch der Feltbasebelag "Stragula" produziert.  (2 - 2/1958)

Am 13.01.1945 wurde bei einem Bombenangriff das Werk schwer beschädigt.  Zu Kriegsende waren 80% der Gebäude Ruinen oder Trümmer.

1950 wurde die Produktion von PVC-Sohlen mit ca. 100 Mitarbeitern aufgenommen. Einzelne Gebäude wurden verpachtet (z.B. an die Glashütte). Im folgenden Jahr begann die Produktion von Plastikfliesen und der Stragula-Druckerei.
1952 begann die Produktion von Maxit-Fliesen und 1954 begann nach der Fertigstellung neuer Reifekammern und mechanischen Transportwegen die Linoleum-produktion. 
(2 - 2/1958 und 9/10/1957)

1957 stieg die Belegschaft auf 500 Mitarbeiter an. Die Straguladruckerei erhielt im gleichen Jahr einen Anbau und wurde auf 3-Schichtbetrieb ausgebaut.

Zwischen 1955-57 entstanden ein neues Bürogebäude, 3 Lagerhäuser, 1 Sozialgebäude mit Kantine, eine Werkstatt und die K-Zementanlage.

1958 begann der Bau der Maxitfliesenabteilung und im gleichen Jahr sorgte die Errichtung eines Kraftwerkes für die Unabhängigkeit von der Stromversorgung. (2 - 2/1958)

1964 wurden mit 1000 Mitarbeiter die Höchstzahl erreicht, bereits ein Jahr später waren nur noch 800 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. (1)
Grund hierfür war die Einstellung der Stragulaproduktion aufgrund Struktur-veränderungen des Marktes (größere Nachfrage nach Kunststoffbodenbelägen und Teppichböden). (4 - 4/1970)

1968 wurde die wesentliche Produktion nach Bietigheim verlagert, so dass zu diesem Zeitpunkt lediglich noch 340 Arbeiter und Angestellte beschäftigt waren. (1)

1970 beginnt die Produktion und der Verbraucherberatung der DLW-Dachelemente Typ T. Dies war beidseitig verzinkter Bandstahl in Schwalbenschwanzform gewalzt. Die Wäremedämmung mit Styropor wurde durch Polystyrol-Hartschaum aufgeschäumt und mit Bitumendachpappe verschlossen. Produziert wurden drei Formen mit unterschiedlicher Dicke, Höhe und Länge bei einheitlicher Breite (4 - 5/1970)

Mitte der 1970-er Jahre schloss die DLW, im Volksmund "Linol" genannt, für immer ihre Tore.
In der Folgezeit wurden die Gebäude vermietet an Handwerksbetriebe, Theater, Künstler und ähnliches.
Später wurde das Gelände von Daimler-Benz als Ergänzungsgelände des LKW-Werkes in Wörth erworben.

2004 begann der Abriß der Gebäude. (3)

Quellen:
(1) Ortschronik "Maximiliansau im Wandel der Zeit" von Otto Rudolph
(2) DLW-Mitarbeiterzeitschrift "Wir vom Linoleum" (Nummer der Ausgabe)
(3) Archivmaterial Heimatverein FoKuS Maximiliansau
(4) DLW-Mitarbeiterzeitschrift "DLW-Report" (Nummer der Ausgabe)
Fakten (zusammengetragen von Hr. Stefan Eck, Heimatverein FoKuS, Maximiliansau)

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